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erfolgreicher start der anti-lager-actiontour

von heiter weiter - 22.08.2004 18:03

die antilageractiontour hat sich am 20.08. aufgemacht den widerstand gegen lager im land hörbar und spürbar zu machen. ihr erster aktions tag kam diesen ziel schon sehr nah.

 
Das Abschiebelager in Bramsche-Hesepe ist, im westlichen Niedersachsen liegend hat Modellcharakter für das, was an menschunwürdiger Unterbringung möglich ist. Die Situation in Bramsche-Hesepe ist, wie in vielen anderen Lagern auch, miserabel. Das Lager befindet sich gänzlich abgelegen von der einheimischen Bevölkerung, zu der ein Kontakt kaum möglich und nicht erwünscht ist. Auch die ca. 50 Kinder, die in dem Lager untergebracht sind, sollen das Lager noch nicht einmal für den Schulbesuch verlassen, dafür wurde nun eine Lagerschule eingerichtet. Die medizinische Versorgung der MigrantInnen ist mangelhaft. Die oftmals durch Folter und Krieg stark traumatisierten Flüchtlinge erhalten in der Regel keine psychologische Betreuung, und auch andere Facharztbesuche sind erst nach langen Auseinandersetzungen möglich. Bei der Verpflegung wird kaum Rücksicht auf kulturelle Vorlieben bzw. Abneigungen genommen. Die Unterbringung ist katastrophal, ein 16 qm Zimmer müssen sich bis zu vier Personen oder ganze Familien teilen, eine Privatsphäre ist somit nicht möglich. Eine Rechtsberatung sieht das Konzept des Lagers nicht vor. Stattdessen gibt es die sog. „Rückkehrberatung“. Entscheidend dabei ist, daß es sich bei den in Bramsche-Hesepe untergebrachten Flüchtlingen keineswegs um abgelehnte AsylbewerberInnen handelt, die „ausreisepflichtig“ sind. Fast alle Flüchtlinge haben erst kurz vor der Einweisung in das Lager ihren Asylantrag gestellt. Die Einweisung findet ausschließlich aufgrund der „Prognoseaussage des Bundesamtes für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge“ statt, die allein aufgrund der Herkunftsländer „keine Perspektive für einen dauerhaften Aufenthalt“ erkennt. Mit dieser Praxis wird selbst der letzte Rest des deutschen Asylrechts ausgehebelt, das immerhin nach seinem Text eine individuelle Prüfung der Asylgründe vorsieht. Mit 550 Insassen als größtes Abschiebelager Europas ist dieses Lager ein zentraler Baustein in der rassistischen und repressiven Ausländerpolitik der BRD.

am 21.08. versammelten sich in hesepe 350 - 450 menschen, im rahmen der antilageractiontour, um ihren protest gegen diese zustände, das lagersystem und allen anderen staatlich, rassistischen ausgrenzungsstrukturen den kampf anzusagen. einige menschen aus dem lager waren gekommen und berichteten das sie hätten gehen dürfen aber ihnen gedroht wurde, dass der kontakt zu menschen vom camp und die teilnahme an der demonstration nicht gut für sie wäre. solche einschüchterungen und die seit tagen auf dem gelände stationierte polizei hat viele flüchtlinge eingeschüchtert, so dass sie sich entschieden, nicht zu kommen. hatte die polizei eine grosse präsenz angekündigt, hielt sie sich voerst, bis auf einen völlig unnötigen vorderen spalier, zurück. durch das dorf hesepe führte die route auf die bundesstr. und zum abschiebelager. die heseperInnen hielten sich sicher auf ihren balkonen und hinter den gartenzäunen auf. reaktionen und kommentare liessen aber wenig zweifel daran, dass sie wenig verständnis für die anliegen der demonstration hatten, um hier eine freundliche formulierung zu wählen. mensch könnte auch von einem offenen rassismus und feindseliger ignoranz schreiben. trotzdem oder eben drum war die demo durch lauti, singen, trommeln parolen sehr laut und kräftig. in redebeiträgen wurde immer wieder auf die situation im lager hingewiesen und die abschaffung aller lager gefordert. am selbigen angekommen fanden die demonstrantInnen den für sie von der polizei zu gestimmten und markierten kundgebungsplatz zu klein. ausserdem sollte der forderung nach dem ende der isolierung der flüchtlinge nachdruck gegebe werden. so wurde der rasend gestürmt und versucht den lagerzaun umzureissen. die durchaus in hoher zahl vorhandenen cops hatten sich scheinbar auf ihre macht durch präsenz verlassen und reagierten vorerst gar nicht oder mit hilflosen am "ärmchenziehen" einzelner. so war ein konsequentes rütteln am zaun mehrere minuten möglich. bevor das erhoffte fallen der "grenze" umgesetzt werden konnte hatte sich team green aber leider berappelt und tat was es immer tut. dennoch erfolgte auch der rückzug mit guten noten. einziger fataler abzug bei den punkten: eine festnahme.
nach einer abschlussrede und einem kurzen fussballspiel, das leider ohne die flüchtlinge aus dem lager stattfinden musste, ging die demonstration zurück zum camp.

600 bei Demo gegen Abschiebelager Bramsche

von anti-lager-actiontour - 22.08.2004 18:34

Die Anti-Lager Action Tour hat begonnen.4 Tage macht sie nun in einem Camp im niedersächsischen Bramsche-Hesepe, ca.15 km nördlich von Osnabrück Station. In der Nähe des Vorortes Hesepe gelegen,ist Bramsche mit ca.500 BewohnerInnen das größte Lager dieser Art in der BRD und eines der größten in Europa.

In letzter Zeit war das Lager wegen des aktiven Widerstandes der Flüchtlinge dort schon öfters im Medieninteresse gestanden, auch bei Indymedia wurden Berichte über Blockaden gepostet, bei denen BewohnerInnen die Angestellten am Betreten des Lagers gehindert hatten aus Protest gegendie Bedingungen dort und die Abschiebung einer Tschetschenin nach Österreich, die dadurch von ihren Angehörigen getrennt wurde.
Auch an der Demonstration wollten Flüchtlinge aus dem Lager teilnehmen, aber als eine Delegation aus dem Camp sie abholen wollte, kamen lediglich 30 mit, weil viele Angst hatten, da die Behörden sie mit dem Hinweis einzuschüchtern versuchten, ein Besuch des Camps und der Demo sei nicht gut für sie… Bei teilweise Regen zog dann eine ca.600 Personen zählende Demo durch Hesepe hinaus ans Lager. Lautstark, bunt, fantasievoll.
Trommelgruppen, ein Blue and Silver Block, der gute Laune und kämpferische Stimmung verbreitete, überdimensionale lebende BolzenschneiderInnen sowie viele Sprechchöre und Gesänge der Karawaneleute stießen zu unserem Erstaunen auf überwiegend freundliche Reaktionen der Bevölkerung in Hesepe.
Am Lager angekommen erwartete uns ein Aufgebot von 300 Bullen.
Nichtsdestotrotz wurden die rot-weißen Absperrbändchen, die die Wiese vor dem Lagerzaun begrenzten, sachbeschädigt und etwas am Zaun gerüttelt, der danach ein bisschen gerupft aussah.
Die Staatsgewalt machte ihrem Namen alle Ehre und beendete diese Aktion gewalttätig, 1 Person wurde vorübergehend festgenommen unter den Vorwand Widerstand und versuchte Körperverletzung. Die Bullen ließen Flüchtlinge aus dem Lager raus zur Demo, aber niemand mehr rein.
Nach ca. 1. Stunde wurde die Aktion beendet und wir gingen erstmal ins Camp zurück. Heute ist nicht alle Tage, wir kommen wieder, keine Frage…

   

   

Noch ein Bericht von der Demo in Bramsche

von nolager - 23.08.2004 16:12

Auftaktdemonstration der anti-lager-action-tour in Bramsche-Hesepe (Niedersachsen)

Am Samstag, 21.08. fand um 12 Uhr die Auftaktdemo der anti-lager-action-tour in Bramsche-Hesepe bei Osnabrück am dortigen Abschiebelager statt...

Die Demonstration begann am Bahnhof und führte durch das Dorf bis hin zu der so genannten Landesaufnahmestelle, dem mittlerweile grössten Abschiebelager in Deutschland das bis zu 550 Flüchtlinge aufnehmen kann. An der Demonstration nahmen 600 Personen teil.


Um 12 versammelten sich die ersten antirassistischen DemonstrantInnen am Bahnhof des kleinen Ortes Hesepe, der sich ca. 15 nördlich von Osnabrück befindet. Dem meist regnerischen Wetter trotzend, machten sich die bei Demo-Start ca. 600 Menschen auf den Weg zur - in beamten-deutsch euphemistisch genannten - Landessaufnahmestelle. Dieses Abschieblager befindet sich, wie so oft, abgelegen in einem Wald ausserhalb des Ortes Hesepe. Zum Hintergrund und zur Funktionsweise des Lagers hier ein Zitat aus der no-lager-tour-Zeitung:

„Laut amtlichem Beschluss werden in Bramsche nur Flüchtlinge eingewiesen, deren Asylanträge ohnehin keine Chance auf Erfolg hätten. Konkret bedeutet das: Von Anfang an werden Flüchtlinge in Bramsche geziehlt unter Druck gesetzt, “freiwillig“ auszureisen. Zum Einsatz kommen verschiedene Druckmittel, z.b. die Kürzung von Leistungen, in der Kantine gibt es 6 mal pro Woche dasselbe essen. [...] Schon seit längerem rebellieren vor allem tschetschenische Familien gegen die unzumutbaren Bedingungen in Bramsche. Die Anti-Lager-action-Tour unterstützt diesen Kampf.“


Die Demo war laut und bunt, es gab einen blue-silver-Block mit Samba-Trommeln. Es wurden viele Sprüche gerufen und die Stimmung war recht kämpferisch. Nach einigen Redebeiträgen am Bahnhof ging es Richtung Abschiebelager. Verbal wurde der Zaun des Lagers schon mal angegriffen, es wurde zum Aufscheiden desselben aufgerufen. Auch die Stelzentheater-Einlage von Menschen im Bolzenschneider-Outfit liess die Stimmung etwas wärmer werden und der Wille Solidarität mit den Flüchtlingen praktisch werden zu lassen wurde sichtbar. Im Dorf war von Solidarisierungs-Effekten nichts zu merken, eher das Gegenteil...

Die Stimmung war nicht die Beste, die BewohnerInnen verunsichert und zum Teil voller Resentiments. In den vergangen Tagen scheint es mittels der bürgerlichen Presse eine Hetzkampagne gegen das Camp und seine linken, antirassistischen CamperInnen. Es scheint sich sogar eine Bürgerwehr gegründet zu haben, die den Besitz der Dorbewohner vor den CampbewohnerInnen schützen will. Der Lagerleiter hetzt mit unhistorischen „Wehret den Anfängen“ Sprüchen gegen den Protest und rechtfertigt so die Aufstockung seines Personals und die Unterbringung der Polizei auf dem Lagergelände während des Camps.

Am Lager angekommen konnten wir eine recht grosse Anzahl von Polizei, recht viele ohne und einige mit Pferden, sehen und es gab eine Flatterband-Absperrung des Zaunes. Der Zugang zum Lagergelände war durch mehrere Fahrzeuge versperrt und die Polizei schien in zurückhaltender Lauerstellung zu sein. Nach der Ankunft am Lager machten sich einige Aktivistinnen an dem Drahtzaun zu schaffen und es fehlte nicht viel, dann wäre er auch gefallen. Wo waren die Bolzenschneider, die vorher schon beschworen wurden ? Als der Zaun schon fast kaputt war, schritt die Polizei mit aller Brutalität ein und drängte so die DemontiererInnen auf den Parkplatz des Lagers zurück, wo dann eine Abschlusskundgebung mit Redebeiträgen von Flüchtlingen stattfand. Während der Kundgebung durften weder die LagerbewohnerInnen, die sich auf der Demo befanden in das Lager, um etwas zu essen, o. ä. noch durften diejenigen, die sich im Lager befanden hinaus. Gegen 16 Uhr wurde die Demo beendet und die TeilnehmerInnen gingen zum Großteil zurück ins Camp, wo es essen und trinken zur Wiedererstarkung gab. Es gab eine Festnahme unter dem Vorwurf von Körperverletzung und Widerstand ...

www.nolager.de