Der Verein

Als Reaktion auf ausländerfeindliche Übergriffe und der Zunahme von Gewalttätigkeiten gründete sich der Verein Avanti! e.V. um der Gewalt auf der Straße im Vorfeld zu begegnen und der Lethargie von Jugendlichen - aber auch Erwachsenen - mit engagierter Selbsthilfe zu entgegnen.

Dazu gehört die Wahrnehmung von gesellschaftlicher Verantwortung und die aktive Teilnahme an Diskussionsprozessen. Ferner das Experimentieren mit Medien wie Radio, Zeitung und Internet und die Initiierung meinungsbildender Einflussnahme am politischen Geschehen...


Tätigkeitsbericht 2005

 

Tätigkeitsbericht des Vereins Avanti!

 

AVANTI! e.V.

 

„Verein zur politischen, kulturellen und sozialen Bildung sowie der internationalen Begegnung“

 

Gemeinnütziger Verein

 

Freier Träger der Jugendhilfe

 

Der Verein wurde 1994 gegründet, hat seinen Sitz in Osnabrück und hat ca. 40 Mitglieder

 

Es sind drei Themenbereiche, zu denen AVANTI! schwerpunktmäßig arbeitet. Diese Themenbereiche stehen für uns in einem inhaltlichen Zusammenhang. Politische und gesellschaftliche Einschätzungen innerhalb der Bereiche bedingen einander und ergänzen sich:

1.       Antirassismus: hier insbesondere die Auseinandersetzung mit bundesdeutscher und europäischer Flüchtlingspolitik und konkrete Aktivitäten in Zusammenarbeit mit Flüchtlingen

2.       Antifaschismus: Auseinandersetzung mit Hintergründen und Ursachen des Rechtsextremismus. Ein Schwerpunkt der konkreten Aktivitäten liegt in der Zusammenarbeit mit Jugendlichen und im Bereich der Prävention

3.       Internationalismus: die Gambia-Solidarität im Verein AVANTI! arbeitet mit Selbsthilfeprojekten in dem afrikanischen Land zusammen. Diese Projekte haben es sich neben ihren wichtigen sozialen Aufgaben zum Ziel gesetzt, innerhalb der Gesellschaft ihres Landes so zu wirken, daß Alternativen zu einer Landflucht und zu einer Migration nach außerhalb des Landes gegeben sind.

 

Tätigkeiten:

 

«      regelmäßige vierwöchentliche Radiosendung im OS-Radio

 

Das OS-Radio ist der Bürgerfunk von Osnabrück. Seit Bestehen des Radiosenders hat der AVANTI! e.V. einen festen Sendeplatz.

Inhaltlich liegen die Schwerpunkte der Sendungen bei den Themen Antifaschismus, Antirassismus und Internationalismus. Darüber hinaus werden gesellschaftliche und politische Themen mit regionalem Bezug aufgegriffen.

Für die Erstellung der Sendungen besteht innerhalb des Vereins eine Redaktionsgruppe, die sich regelmäßig trifft. In die Sendungen werden auch weitere Personen einbezogen, die in Form von Interviews über ihre Anliegen berichten.

 

«      Betreiben einer Internetseite: www.avanti-os.de

 

«      Vorträge zum Thema Rechtsextremismus

 

Seit Bestehen des Vereins bietet AVANTI! ReferentInnen zum Themenbereich Rechtsextremismus an. Dieses Angebot wird vielfach aufgegriffen von verschiedenen VeranstalterInnen: Präventionsräte, Schulen, Jugendzentren, Parteien, Jugendinitiativen. Inhaltlich liegt der Schwerpunkt dieser Veranstaltung bei der Darstellung des „Rechtsrock“. Diese „Subkultur“ halten wir für eines der wichtigen Phänomene, die rechtsextremen Organisationen die Möglichkeit der Agitation und Mitgliederwerbung bietet und auch im Raum Osnabrück eine Rolle spielt. Der Inhalt der Veranstaltung wird ständig aktualisiert, was eine regelmäßige Auseinandersetzung mit aktuellen Entwicklungen und mit entsprechenden soziologischen Studien, wie der Shell-Studie und der Sinus-Studie zu Lebenswelten rechtsextremer Jugendlicher erfordert.

 

«      ReferentInnen zum Thema Antirassismus und Flüchtlingspolitik

 

Auch zu diesem Thema stellt der Verein regelmäßig ReferentInnen. Dieses Angebot wurde bisher von verschiedenen Institutionen angefordert, wie der Katholischen Fachhochschule Osnabrück, im Rahmen einer Gesamtkonferenz der Orientierungsstufe Bramsche, während des „Rock gegen Rechts“ in Bramsche, auf einer Veranstaltung mit dem Sprecher von Pro Asyl, Heiko Kauffmann, in Zusammenarbeit mit dem Osnabrücker Bündnis gegen Abschiebung und dem Verein Gedenkstätte Gestapo-Keller, im Rahmen der Veranstaltungen des Osnabrücker Friedensbüros zum Gedenken an die Pogromnacht, Kulturzentren in Detmold, Bielefeld, Münster und Oldenburg, …

 

«      Mitarbeit in Bündnissen

 

Der Verein AVANTI! beteiligt sich an verschiedenen Osnabrücker Bündnissen.

 

- Osnabrücker Bündnis gegen Rechts

 

- Osnabrücker Bündnis gegen Abschiebung:

 

AVANTI! war beteiligt an der Gründung des Osnabrücker Bündnis gegen Abschiebung. Hier sind u.a. der Fachbereich Migration der Caritas, das Netzwerk Kirchenasyl und verschiedene exilpolitische Vereine beteiligt.

Im Rahmen der Arbeit dieses Bündnisses beteiligte sich AVANTI! an verschiedenen Aktivitäten. Mitglieder von uns sind bei der Betreuung von Flüchtlingsfamilien beteiligt. Hier geht es darum, Flüchtlinge praktisch und materiell zu unterstützen und sie im Asylverfahren zu begleiten.

Inhaltliche Arbeit fand zum Asylbewerberleistungsgesetz statt und zum neuen Zuwanderungsgesetz. Auch in diesem Bereich haben wir neben der theoretischen Auseinandersetzung einen praktischen Ansatz. Im Landkreis Osnabrück – in Bramsche-Hesepe – besteht eines der europaweit größten Flüchtlingslager. Wir besuchen regelmäßig das Lager und unterstützen Flüchtlinge dort bei ihren vielfältigen Problemen (siehe dazu gesonderten Punkt unten)

Im Bereich der Flüchtlingspolitik findet eine enge Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Flüchtlingsrat statt.

 

«      UN-Kinderrechtskonvention – Kinderrechtskampagne

 

Auch im Landkreis Osnabrück leben minderjährige unbegleitete Flüchtlinge. Die Bundesregierung ratifizierte 1992 die UN-Kinderrechtskonvention, nach der die grundlegenden Rechte von Minderjährigen bis zum Alter von 18 Jahren garantiert sind. Allerdings gab die Bundesregierung eine Vorbehaltserklärung ab, nach der für Flüchtlingskinder nicht das nach Artikel 3 der Konvention vorrangig zu berücksichtigende „Kindeswohl“ zählt, sondern als erstes das Asylverfahrensrecht und das Ausländergesetz gelten. Das bedeutet in der Praxis, daß auch das Kinder- und Jugendhilfegesetz für minderjährige Flüchtlinge nicht angewandt wird, was auch im Landkreis Osnabrück der Fall ist.

Aufgrund verstärkter Öffentlichkeitsarbeit ist es immerhin gelungen, daß seit 2004 in dem Flüchtlingslager in Bramsche-Hesepe keine unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge mehr untergebracht werden.

Wir unterstützen die Kinderrechtskampagne von Pro Asyl und der Projektgruppe Flüchtlingskinder, die zum Ziel hat, daß die Bundesregierung die Vorbehaltserklärung zur UN-Kinderrechtskonvention zurücknimmt.

 

«      Auseinandersetzung mit sog. akzeptierender Jugendarbeit

 

Schon seit Beginn der 90er Jahre setzen sich Mitglieder des Vereins AVANTI! mit Analysen und Konzepten der akzeptierenden Jugendarbeit, speziell mit rechtsorientierten Jugendlichen auseinander. Der Beginn dieser Auseinandersetzung lag noch vor der Gründung des Vereins. Aspekte der Analyse gingen in ein erstes Konzept für die Gründung eines selbstverwalteten Zentrums in Osnabrück ein, das wir der Stadt Osnabrück 1992 vorlegten.

Auch in Osnabrück bestand ein Projekt, in dem mit rechtsorientierten Jugendlichen gearbeitet wurde. Die Konzeption war an das Konzept der akzeptierenden Jugendarbeit angelehnt. Wir führten zu Beginn des Jahres 2002 eine intensive Auseinandersetzung mit Vertretern des Jugendamtes, während der wir dem Jugendamt wertvolle Hinweise geben konnten, die dazu führten, daß das Projekt nicht von organisierten Rechtsextremen zur Rekrutierung missbraucht werden konnte. Das Projekt wurde mittlerweile vom Jugendamt mangels Akzeptanz aufgegeben.

 

«      Bestrebungen zur Einrichtung eines selbstverwalteten Zentrums für Osnabrück

 

Die Idee der Einrichtung eines Selbstverwalteten Zentrums entspringt den Analysen einer präventiven Arbeit gegen rechtsextreme Orientierung. Grundlage des Konzeptes ist die „Freie Vereinbarung“. BetreiberInnen und NutzerInnen lernen ein solidarisches Miteinander in eigener Verantwortung. Für zweieinhalb Jahre konnte das Projekt in einem Zirkuszelt umgesetzt werden. In dieser Zeit hat das Konzept eine breitere Akzeptanz erfahren. Zurzeit laufen weitere Verhandlungen über einen endgültigen Standort in einem festen Gebäude. Vor allem zu Beginn der Initiative übernahm der Verein AVANTI! Sprecher- und Vermittlerfunktion gegenüber der Stadt. Bei Einrichtung des Projektes könnte der Verein die Trägerschaft übernehmen.

«      Gambia-Solidarität im Verein AVANTI!

 

Die Gambia-Solidarität wurde Anfang des Jahres 2003 gegründet. Im Vordergrund steht die internationale Zusammenarbeit mit der GAPD (Selbstorganisation körperbehinderter Menschen in Gambia) und dem Selbsthilfeprojekt „Our Farm Society“. Zu diesen beiden Organisationen besteht ein enger Kontakt, über den eine verlässliche Rückmeldung über die Verwendung der Unterstützung gewährleistet ist. Seit Anfang 2005 arbeiten wir an einer internationalen Vernetzung zum Einsatz von Volunteers oder PraktikantInnen. Für das Jahr 2006 konnten wir einige PraktikantInnen in die Selbsthilfeprojekte vermitteln. (über die Gambia-Solidarität siehe Anlage)

 

«      Inhaltliche und praktische Arbeit zur europäischen Flüchtlings- und Lagerpolitik

 

Seit November 2000 besteht in Bramsche-Hesepe im Landkreis Osnabrück ein Lager für Flüchtlinge, die kein Bleiberecht in Deutschland erhalten sollen. Es sind neben Flüchtlingen, deren Asylverfahren beendet ist und die aufgrund verschiedener Hindernisse nicht abgeschoben werden können, ein großer Teil, deren Asylverfahren nicht beendet ist, und die auf Grundlage der sog. „Freiwilligen Ausreise“ das Land verlassen sollen.

Die anfänglich 180 Plätze wurden Ende 2003 auf 550 erhöht. Das Lager, für das erst im Jahr 2004 ein Konzept vom Landesinnenministerium Niedersachsen erarbeitet wurde, ist ein Modellprojekt für die Zukunft der Lagerpolitik für Flüchtlinge in Deutschland. (über das Lager siehe Anlage: „Abschiebelager Bramsche-Hesepe“)

Seit 2001 besuchen wir Flüchtlinge in Hesepe. Wir unterstützen Flüchtlinge konkret mit benötigten Materialien (Fahrräder, um in den nächsten Ort zu kommen, Bekleidung, u.ä.) und geben Hilfestellung, z.B. bei dem Besuch von Fachärzten.

Die BewohnerInnen des Lagers empfinden ihr Leben als menschenunwürdig. In gemeinsamer Diskussion überlegen wir Möglichkeiten, wie die Situation der Menschen in dem Lager verbessert werden kann. Ziel dieser Überlegung ist letztendlich die Schließung des Lagers und die dezentrale Unterbringung in „normalen“ Lebensumständen. Wir, als UnterstützerInnen ohne Fluchthintergrund können dafür unsere (wenigen) Ressourcen und Infrastruktur zur Verfügung stellen. Um diese Arbeit effektiver zu machen, haben wir uns dem bundesweiten No-Lager-Netzwerk angeschlossen. Punktuell arbeiten wir mit Initiativen wie Pro Asyl oder dem Komitee für Grundrechte und Demokratie zusammen. Immerhin haben wir es mit der Öffentlichkeitsarbeit geschafft, daß Umstände und Konzeption des Lagers über die Region hinaus kritisch diskutiert werden, und daß sich immer wieder verschiedene Menschen für das Schicksal der Flüchtlinge interessieren und sich für ihre Rechte einsetzen.

Wichtig für unsere Arbeit hier und für die Arbeit im No-Lager-Netzwerk ist die gleichberechtigte Diskussion und Aktivität von Menschen mit und ohne Fluchthintergrund.