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Batik workshop von Nampora in Bajana

 


 

Praktikumsbericht März /April 2006 in Foni, Bajana (Gambia)

 

1. Einleitung

 

Die Hauptmotivation für die Entscheidung mein Praktikum im Hauptstudium in Gambia zu machen, war es die Soziale Arbeit in einem anderen Land kennen zu lernen. Ich wollte meinen sozialarbeiterischen Blickwinkel erweitern und sehen was die Unterschiede zwischen der „Sozialen Arbeit“ in Deutschland und der „Sozialen Arbeit“ in einem der ärmsten Länder der Welt sind. Ich wollte erfahren, wie sich die erschwerten finanziellen Bedingungen auf die Arbeit auswirken und wie die Organisationen mit diesen Problemen fertig werden. Das meine Entscheidung dann auf „Our Farm Society“ fiel, lag an mehreren Faktoren. Bei „Our Farm Society“ handelt es sich um eine gambische NGO (non government organization). Das bedeutet in Gambia, dass sie ohne die Unterstützung von staatlichen Geldern auskommen müssen, falls sie nicht in einen staatlichen Verband eintreten.  Im Falle von „Our Farm Society“, entschieden sie sich lieber auf die staatlichen Gelder zu verzichten und dafür eine größere Unabhängigkeit zu behalten. Eine Entscheidung, die ich sehr unterstützenswert finde. Ein weiterer Faktor war, dass es sich bei „Our Farm Society“ um eine sehr kleine Organisation handelt. Weshalb sie sich um jede personelle Unterstützung sehr freuen und damit auch die Hoffnung verbinden, einen Austausch mit europäischen Hochschulen und weiteren Studenten  zu bekommen. Darüber hinaus kommt bei „Our Farm Society“ ein sehr starker Selbsthilfegedanken zum Tragen. Dies zeigt sich zum einen darin, dass es sich um eine Organisation handelt, die von in Gambia ansässigen Menschen gegründet wurde. Es wurde also nicht darauf gewartet, dass sich eine ausländische Hilfsorganisation anbietet, die Situation zu „verbessern“. Zum anderen zeigt es sich darin, dass immer wieder die BewohnerInnen des Ortes in die Projekte mit eingebunden sind.      

Darüber hinaus wollte ich auch meinen persönlichen Erfahrungen erweitern, indem ich ein anderes Land kennen lerne, vielen Menschen begegne, eine andere Sprache spreche und in den acht Wochen ein komplett anderes Leben als zu Hause führe. Alles Faktoren die sich wiederum auf meine Arbeit auswirken und sie deshalb interessant machen. 

 

 

2. Institutionsanalyse[1]

 

2.1 Geschichte

 

Im März 1991 entschieden sich mehrere Jugendliche aus Sukuta, London Corner und Dippa Kunda ihrer Arbeitslosigkeit ein Ende zu machen und gleichzeitig am Entwicklungsprozess ihres Landes teilzuhaben. Sie entschieden sich ein soziales Projekt zu gründen, welches sie „Our Farm Society“ nannten. Sie wollten eine Farm betreiben, mit der sie sich selber verpflegen können und darüber hinaus Geld erwirtschaften, um verschiedene soziale Projekte in dem Ort zu gründen in welchen sie Farmland kriegen. Dabei war es ihnen wichtig, ihr Projekt in einem Ort ohne nennenswerte Infrastruktur zu gründen, um so wirklich zur Entwicklung des Dorfes beitragen zu können. Diese Bedingungen fanden sie in dem kleinen Ort Bajana, im Foni District. Nach längeren Gesprächen erklärte sich der Alikalo (Besitzer des Dorfes) bereit der Gruppe zum 24.12.1991 Farmland zur Verfügung zu stellen. Im April 1992 fuhren alle Mitglieder von „Our Farm Society““ nach Bajana um Gespräche mit der Dorfjugend zu führen und sie in das Projekt zu integrieren.

Am 6. Juni 1992 wurde sie ins das Vereinsregister des Staates Gambia eingeschrieben und bekamen den Status der „Gemeinnützigkeit“ zuerkannt. Als die drei Eckpfeiler ihres Programm wurden festgelegt: 1) Farmarbeit 2) Dorfentwicklung 3) Mutter- und Kindgesundheit.

Sie starteten mit der Farmarbeit und initiierten in den Bereichen Dorfentwicklung und Mutter/Kindgesundheit verschiedene Workshops, als da wären: Anti-Aids-Programme, Malariaprogramme, Batikworkshops, Aufklärungsprogramme über die Rechte der Frauen und Fußballturniere.

Noch im selben Jahr gründete „Our Farm Society“ einen Kindergarten in Bajana, um die Mütter zu entlasten und den Kindern einen Ort zu geben in dem sie betreut werden, wenn in der Regenzeit die ganzen Familien auf den Feldern arbeiteten. In den nächsten Jahren wurde mehr und mehr auch schulische Aufgaben in den Kindergarten integriert und am 10. Juli 1995 wurde die Einrichtung als „Bajana Nursery School and Day Care Center“ (Vorschule und Kindergarten) registriert. Im selben Jahr noch  wurde ein neues Schulgebäude mit Hilfsgeldern vom European Development Fund gebaut und Lehrer ausgebildet.

1995 gründete sich außerdem mit Unterstützung von „Our Farm Society“ die Frauengruppe „Nampora“ ( Nampora ist Jola und heißt Einheit). Die Society veranstaltete zusammen mit „Nampora“ Kurse zur Herstellung von Seife und Batikkurse. Ziel der Workshops war es, die Herstellung der Produkte zu erlernen, damit sie nicht für teures Geld auf dem Markt gekauft werden müssen.

1997 reduzierte „Our  Farm Society“ die Farmarbeit, da sie von immer weniger Menschen getragen werden musste und legte den Schwerpunkt der Arbeit auf die „Bajana Nursery Scholl and Day Care Center“. Es wird mit Geldern der Gruppe „Wheelers“ aus Wales eine eigene Schulküche gebaut.

Im selben Jahr gründete sich außerdem in Brikama eine Frauengruppe, die zu „Our Farm Society“ gehört. 

In den letzten Jahren veranstaltete die Society außerdem eine Vielzahl von Workshops in den Bereichen Dorfentwicklung und Mutter/Kindgesundheit.

Seit 2005 laufen die Planungen für ein Gesundheitszentrum in Bajana, welches wahrscheinlich 2007 errichtet wird. Darüber hinaus soll ein „Skills Training Center“ (Trainings- und Weiterbildungszentrum) gegründet werden, welches für die verschiedenen Workshops, die Programme der Frauengruppe „Nampora“ und für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden soll. Außerdem wurde „Our Farm Society“ von der Ortschaft Berefet gebeten auch dort eine Vorschule zu errichten.

 

 

2.2 Rechtliche Grundlagen

 

„Our Farm Society“ ist auf der Grundlage des gambischen „Companys Act“ als NGO (non government organization) eingetragen und erhielt am 6. Juni 1992, von den Finanzbehörden, den Status der Gemeinnützigkeit mit der Registrierungsnummer 106/1992. Sie sind also ein regierungsunabhängiger und gemeinnütziger Verein.

Die Arbeit von „Our Farm Society“ stützt sich auf keine speziellen Paragraphen des gambischen Gesetzes. Die Society erfüllt keinen staatlichen Auftrag und erhält keine staatlichen Gelder.

Selbst der Betrieb der Nursery School and Day Care Center wird nicht durch einen Gesetzesparagraphen geregelt. Bei der Nursery School handelt es sich um eine Vorschule, wie es sie mittlerweile in vielen Dörfern in Gambia gibt und sie wird auch von der Regierung als gute Vorbereitung auf die Grundschule akzeptiert. Es gibt aber keinerlei gesetzliche Regelungen, die die Einrichtung von Nursery Schools vorsieht. Der Staat übernimmt erst ab der Grundschule einen gesetzlich geregelten Bildungsauftrag war. Deshalb werden auch alle Nursery Schools von NGOs getragen und über Spendengelder finanziert. Die LehrerInnen der Schule in Bajana haben aber alle mittlerweile eine staatlich anerkannte Ausbildung abgeschlossen.   

    

 

2.3 Klientel

 

Die Projekte und Workshops von „Our Farm Society“ sind grundsätzlich für alle 2000 EinwohnerInnen des Ortes Bajana gedacht. Es wird aber versucht durch manche Workshops gezielt Mediatoren auszubilden. Das bedeutet, manche Workshops, wie z.B. Aidsprävention, werden ganz bewusst mit einflussreichen Personen aus dem Dorf veranstaltet, damit deren Einfluss genutzt werden kann, um das Wissen an andere weiter zu geben und Vorurteile abzubauen.

Manche Projekte richten sich darüber hinaus speziell an die Jugendlichen von Bajana. Im Bereich der Farmarbeit beispielsweise, legte „Our Farm Society“ den Schwerpunkt in den letzten Jahren auf die Youth Farm. Hierbei wird gemeinsam mit der männlichen Jugend des Ortes Farmarbeit betrieben, um sie in diesem Bereich zu schulen und es ihnen zu ermöglichen, sich selber zu versorgen.

Außerdem werden, wie schon erwähnt, Batikkurse und Kurse zur Herstellung von Seife speziell mit der Frauengruppe von Bajana gemacht. Darüber hinaus wird gezielt Erwachsenenunterricht für die Frauengruppe betrieben, da die AnalphabetInnenrate, bei den Frauen über 25 noch sehr hoch ist.

Die Bajana Nursery School and Day Care Center wird von ca. 150 Jungen und Mädchen im Alter zwischen drei und sieben besucht, um sie auf die Grundschule vorzubereiten. Das Einzugsgebiet hierfür ist lediglich der Ort Bajana. Hierbei verfolgt „Our Farm Society“ einen integrativen Ansatz um alle Kinder des Dorfes, mit und ohne Behinderung, zu schulen.

 

 

2.4 Auftrag der Institution

 

„Our Farm Society“ handelt nicht im Auftrag des Staates Gambia und auf der Grundlage von Gesetzen in einem bestimmten Bereich der Sozialen Arbeit. Die Organisation ist als NGO (non government organization) vom Justizministerium des Staates Gambia registriert. Ihnen wurde, durch das Finanzamt, außerdem der Status der Gemeinnützigkeit zuerkannt. Allerdings beziehen sie als diese keine staatlichen Gelder für ihre Arbeit. Um staatliche Gelder beziehen zu können, müssten sie einem staatlichen Verband beitreten und würden ihre Unabhängigkeit verlieren. Als NGO (also als unabhängiger und gemeinnütziger Verein) setzen sie sich selber den Auftrag ihrer Arbeit.

Die „Our Farm Society“ bezeichnet ihren Hauptauftrag, als mitfühlende Organisation mit ländlichen Gemeinschaften zu arbeiten, um ihre Lebensbedingungen zu verbessern, ihre Umwelt zu erhalten, eine Gleichbehandlung der Geschlechter zu erreichen und der Landflucht etwas entgegen zu setzen. Mit der Dorfentwicklung geht ein gewisser Selbsthilfegedanke einher. „Our Farm Society“ versucht die Menschen vor Ort so stark, wie eben möglich, in die Arbeit mit ein zu beziehen um ihnen das Gefühl zu geben, ihre Probleme selber beheben zu können und eine starke globale Gemeinschaft zu sein, die die Welt als die Ihre betrachtet. So sollen Strukturen in den Dörfern geschaffen werden, die es den Menschen ermöglichen die eigenen Bedürfnisse und Chancen zu erkennen, um selbständig Lösungsmöglichkeiten zu formulieren.

Um diese Ziele zu erreichen gliederte „Our Farm Society“ ihre Arbeit in drei Bereiche: 1) Farmarbeit 2) Dorfentwicklung 3) Mutter- und Kindgesundheit

 

1)      Farmarbeit: Durch die Farmarbeit sollen die beteiligten Mitglieder der Society und die beteiligten BewohnerInnen des Dorfes ein Stück weit zu ihrer eigenen Versorgung beitragen und nicht total abhängig von den Ernteeinkünften anderer sein. Mit dem Verkauf der überschüssigen Ernteerträge werden gezielt soziale Programme in Bajana installiert und die Society hat so einen Weg gefunden zur eigenen Finanzierung beizutragen. In den letzten Jahren hat die Society versucht die Jugend des Dorfes für die Farmarbeit zu gewinnen, um sie gezielt in Farmarbeit zu schulen und ihnen so Wege der Selbstversorgung aufzuzeigen.

2)      Dorfentwicklung: Die Arbeit in diesem Bereich soll der sozio-ökonomischen Entwicklung des Dorfes Bajana dienen. Sie soll die Infrastruktur vor Ort verbessern und ganz besonders den körperlich Gehandicapten, den Armen und den Bedürftigen helfen. Hierbei soll die Arbeit an die vorhandenen Fähigkeiten und Ressourcen anknüpfen und die BewohnerInnen so mit einbeziehen, dass ihre Selbsthilfekräfte aktiviert werden und sie merken wie viel im Kollektiv geschafft werden kann. Zu diesem Arbeitsbereich gehört auch die Bajana Nursery School and Day Care Center. Der allgemeine Auftrag der Schule liegt darin, den Kindern Bildung zu vermitteln, damit sie so die Chance haben ihr Leben positiv zu gestallten. Der besondere Auftrag der Nursery School ist es, den Kindern Grundkenntnisse in Englisch beizubringen, damit sie keine Probleme beim Einstieg in die Grundschule haben. Die Kinder wachsen nämlich mit einer von fünf verschiedenen Muttersprachen, der unterschiedlichen ethnischen Gruppen in Gambia auf. In der Schule wird aber nur in der Amtssprache Englisch unterrichtet.                     Ein weiterer Auftrag der Schule ist es die Mütter zu entlasten, welche die Erziehung der Kinder ansonsten fast ausschließlich übernehmen. Außerdem wird so auch gewährleistet, dass die Kinder beaufsichtigt werden, wenn die ganzen Familie in der Regenzeit auf den Feldern arbeitet und die Kinder ansonsten alleine zu Hause sind.    

3)      Mutter- und Kindgesundheit: Die Frauen haben in der gambischen Gesellschaft einen sehr harten Job zu erledigen (Nebenbei sei gesagt, das dies eigentlich in der ganzen Welt so ist, wenn es sich auch überall auf eine andere Art und Weise zeigt.). Sie sind alleine für die Kindeserziehung zuständig. Sie kümmern sich um den kompletten Haushalt. Sie sind für die Wasserbeschaffung zuständig. Sie bewässern die Gärten und helfen in der Regenzeit zusätzlich auf den Feldern. Außerdem arbeiten sie teilweise noch auf den Märkten und sind in einer starken finanziellen Abhängigkeit der Männer. (Natürlich gibt es auch Ausnahmen.) Hier setzt die Arbeit von „Our Farm Society“ an, um z.B. die Frauen mit der Gründung eines eigenen Kleinkreditwesen, ein Stück weit aus der finanziellen Abhängigkeit zu entlassen. Darüber hinaus werden speziell ihre Fähigkeiten trainiert, um z.B. selber Seife herstellen zu können und diese nicht zu teuren Preisen auf dem Markt kaufen zu müssen. Darüber hinaus soll es den Frauen ermöglicht werden, durch Sprachkurse, etc. Zugang zu Informationen zu kriegen und ihr Selbstvertrauen zu stärken. Außerdem soll den Frauen, mit der Errichtung eines Health Center, die Zeit der Schwangerschaft erleichtert werden. Auch die unter dem Punkt Dorfentwicklung genannte Schule spielt in diesem Bereich eine Rolle, weil sie den Frauen die Kinder für etliche Stunden abnimmt und sie sich so besser und ein wenig stressfreier mit ihren anderen Aufgaben beschäftigen können. 

 

 

2.5 Finanzierung

 

Da es sich bei „Our Farm Society“ um eine NGO (non government organization) handelt, kriegen sie keine finanzielle Unterstützung vom Staat. Um diese zu bekommen müssten sie in einen staatlichen Verband eintreten. Dies lehnt die Society aber ab, um mehr Unabhängigkeit zu behalten.

Die Organisation finanziert sich deshalb im wesentlichen durch drei Faktoren: 1) Jedes Mitglied von „Our Farm Society“ zahlt einen jährlichen Beitrag von 70 Dalasi (ca. 2 Euro)  

2) Spendengelder der „Gambia Solidarität“ des Vereins Avanti aus Osnabrück

3) Durch den Verkauf der Ernteprodukte der Farmarbeit

Mit all diesen Geldern finanziert „Our Farm Society“ die verschiedenen Programme und Workshops, die Anschaffung neuer Materialien und Fortbildungsmaßnahmen. Hierbei nehmen die Spendengelder des Vereins Avanti den größten Platz ein.

Die Finanzierung der Bajana Nursery School and Day Care Center läuft unabhängig davon. Die Schule wurde 1995 mit Geldern vom European Development Fund gebaut. Die Gehälter für die LehrerInnen werden von der Hilfsorganisation „Wheelers“ aus Wales bezahlt. Die „Wheelers“ finanzieren darüber hinaus auch das Mittagessen der Schüler und einzelne, schulbezogene Dinge, wie den Bau eines Zauns für den schuleigenen Garten oder den Bau der Toilettenhäuschen und der schuleigenen Küche.

Außerdem muss jedes Kind im Monat ein Schulgeld von 5 Dalasi (ca. 16 cent) bezahlen, um verschiedene Materialien für die Schule anschaffen zu können.  Jedes Kind bringt zusätzlich pro Tag 50 Buttus (ca.1,6 cent) mit zur Schule um Kleinigkeiten, wie Gewürze, für das Essen zu bezahlen. Die Welthungerhilfe stellte letztes Jahr die Zahlungen für das SchulerInnen-Frühstück ein. Hierfür wird dringend nach einem neuen Geldgeber gesucht. 

 

 

2.6 Personalstruktur

 

„Our Farm Society“ hat ca. 40 Mitglieder. Ein Teil der Mitglieder ist allerdings  passives Mitglied und unterstützt die Society nur durch den Mitgliedsbeitrag. Die anderen Mitglieder, die entweder im Vorstand, oder in den drei verschiedenen Bereichen des Sekretariats arbeiten (Verwaltung, Projekt Management und Finanzen), sind fast alles Volunteers, also Freiwillige die in ihrer Freizeit für die Society arbeiten. Der Vorsitzende des Projekt Management, Sidiya Tabally, hat eine pädagogische Ausbildung und arbeitet hauptberuflich für die Society. Allerdings ist auch er nur als Volunteer registriert, da die Society nicht genug Geld hat, um ihn zu bezahlen. Die Bezahlung wird dadurch gewährleistet, das er oftmals als Referent bei den Workshops auftritt, durch Spendengelder, oder durch Nebentätigkeiten.

Der Headmaster und die drei LehrerInnen der Nursery School haben alle eine staatliche Ausbildung als LehrerInn und werden von den „Wheelers“ aus Wales bezahlt. Die drei Köchinnen der Schulküche arbeitet als Freiwillige und sind ansonsten Hausfrauen. 

 

2.7 Organisationsstruktur

 

 

Die Generalversammlung (General Assembly): Die Generalversammlung wird durch alle Mitglieder von „Our Farm Society“ gebildet und trifft sich einmal jährlich. Sie beschließt welche Programme fortgeführt werden und welche neu ins Leben gerufen werden. Außerdem wählt sie den Vorstand der Society.

 

Der Vorstand (Board Of Directors): Der Vorstand ist die VerwalterInn der Society und arbeitet die Programme und Aktivitäten, welche von der Generalversammlung beschlossen wurden, weiter aus und gibt sie dann zur Ausführung an das Sekretariat. Der Vorstand dient darüber hinaus als BeraterInn für den gesamten Organisationsablauf  und setzt sich zusammen aus einem Vorsitzenden, einem Präsidenten, einem Kassierer, einem Schatzmeister und einem Sekretär.

 

Das Sekretariat (Secretariat): Das Sekretariat ist das ausführende und koordinierende Organ  der Organisation, welches vom Vorsitzenden geführt wird. Es ist in drei Bereiche gegliedert: 1) Verwaltung (Administration)

2) Projekt Management 3) Finanzkomitee (Finance)

 

1)      Die Verwaltung koordiniert und überwacht alle Programme der Society. Um sich jedes Jahr erneut einen Überblick über die Kapazitäten der Society und deren Ausbaufähigkeit,  in den Bereichen der Dorfentwicklung und der Mutter/Kind Gesundheit, zu machen, müssen von der Verwaltung jedes Jahr verschiedene Treffen und Workshops ins Leben gerufen werden.

2)      Das Projekt Management hat die allgemeine Verantwortung für die Planung, Implementierung, Ausführung und Koordination der Projekte. Es leistet die alltägliche Arbeit zur Durchführung der Programme in Bajana. Es ist darüber hinaus zuständig für das Beantragen von Geldern aus verschiedenen Fonds, das Schreiben von Berichten für die Jahreshauptversammlung und die Sponsorengruppen, sowie für das Beschaffen von Materialien, Referenten, Literatur, etc. für die verschiedenen Programme.

3)      Das Finanzkomitee ist für die Verwaltung des Geldes und alle Transaktionen von „Our Farm Society“ verantwortlich. Es wird von der Generalversammlung gewählt.

 

 

2.8 Zusammenarbeit mit anderen Organisationen

 

„Our Farm Society“ arbeitet mit verschiedenen anderen Organisationen zusammen. Auf internationaler Ebene wären dies, der Verein Avanti aus Osnabrück und die Gruppe „Wheelers“ aus Wales. Beim Verein Avanti handelt es sich um einen Verein zur politischen, kulturellen und sozialen Bildung, sowie der internationalen Begegnung. Der Verein ist  darüber hinaus als Träger der Osnabrücker Jugendhilfe anerkannt. Er sammelt Spenden und Materialien für die verschiedenen Programme von „Our  Farm Society“ und ist so zu einem wichtigen finanziellen Standbein der Society geworden. Die „Wheelers“ aus Wales sind eine Wohltätigkeitsorganisation, welche über den Verkauf von Patenschaften für Schulkinder in Bajana, Geld für deren Schulausbildung sammelt. Darüber hinaus unterstützen sie die Nursery School and Day Care Center mit finanziellen Mitteln, wie z.B. zum Bau der schuleigene Küche, oder zur Anschaffung von Spiel- und Lernmaterialien.

Auf nationaler Ebene arbeiten sie im Bereich der Farmarbeit mit dem Tango Sekretariat in Karnifing zusammen, über die sie zu ermäßigten Preisen Saatgut für ihre Arbeit kriegen. Im Bereich der Dorfentwicklung arbeiten sie mit den verschiedensten Jugendgruppen aus der Western Division (eine Division ist wie in Deutschland eine Bundesland) zusammen. Das liegt darin begründet, dass ihr Ziel im Bereich der Dorfentwicklung ist, die Jugend durch eine Verbesserung der Infrastruktur vor Ort, von der Landflucht abzuhalten. Deshalb ist ein intensiver Austausch mit Jugendgruppen über deren Interessen und Bedürfnisse und ein Vertreten ihrer Aussagen von enormer Wichtigkeit. Deshalb sitzen auch VertreterInnen von „Our Farm Society“ in verschiedenen Jugendkomitees.

Die Wichtigkeit der Arbeit mit Jugendlichen zeigt sich auch auf kommunaler Ebene in Bajana. Durch regelmäßige Treffen mit dem Jugendkomitee des Ortes und das Veranstalten gemeinsamer Workshops, kultureller Events und Fußballturniere, werden die Interessen der jugendlichen in die Arbeit miteinbezogen und verwirklicht.

In Bajana arbeitet „Our Farm Society“ außerdem mit der Frauengruppe „Nampora“ (Nampora heißt auf Jola Einheit) zusammen. Ziel der Zusammenarbeit ist es, mittels ReferentInnen, den Frauen das selbstständige Herstellen von Seife und Batikmaterial beizubringen, damit sie diese nicht zu teureren Bedingungen auf dem Märkten in den Städten kaufen müssen. Ein weiteres wichtiges Ziel ist es ihnen zu helfen eine größere Selbstständigkeit zu erlangen und ihre Fähigkeiten zu trainieren. Im Gegenzug arbeiten ein paar Frauen von „Nampora“ in der schuleigene Küche und die Gruppe half beim Bau der Schule durch das herantransportieren des Wassers, welches zum Bau benötigt wurde.

Des Weiteren arbeitet „Our Farm Society“ mit dem Dorfkomitee von Bajana zusammen. Neue Projekte, wie z.B. das derzeit geplante Health Center, werden immer nur nach Rücksprache mit dem Dorfkomitee realisiert, um einen entsprechenden Rückhalt zu haben und nicht gegen die Interessen der DorfbewohnerInnen zu handeln. Deshalb wurde auch eigens ein Schulkomitee in Bajana einberufen, in dem sich keine Mitglieder von „Our Farm Society“, sondern ausschließlich Eltern der Schulkinder befinden. Dieses Schulkomitee hat von „Our Farm Society“ die Verwaltung der Gelder für schulische Zwecke, wie z.B. das Gehalt der LehrerInnen, übernommen. So wird eine stärkere Einbindung der BewohnerInnen von Bajana in die einzelnen Projekte erreicht und verhindert, dass „Our Farm Society“ gegen deren Interessen handelt.

Außerdem gibt es eine Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus in Sibanor, welche das derzeit in der Planungsphase befindliche Health Center in Bajana betrifft. Nach dessen Errichtung wird es nämlich von „Our Farm Soviety“ mit Unterstützung von Ärzten aus Sibanor betrieben. 

 

 

2.9 Methoden, Vorgehensweisen

 

Die Arbeit von „Our Farm Society“ lässt sich am besten als Gemeinwesenarbeit beschreiben. Es wird versucht über verschiedene Projekte die Infrastruktur und die Lebensbedingungen der BewohnerInnen des Dorfes Bajana zu verbessern. Hierbei wird ganz gezielt versucht die BewohnerInnen in die Arbeit mit ein zu beziehen. Sei es, dass die Planungen teilweise gemeinsam mit verschiedenen Komitees aus dem Dorf getroffen werden, oder aber, dass sich verschiedene Gruppen aus dem Dorf an der Umsetzung beteiligen (z.B. beim Bau der Schule). Die Projekte orientieren sich an den Bedürfnissen der BewohnerInnen.

Bei einem Großteil der Workshops, wie zB. bei der Malariaprophylaxe oder der Aids-Aufklärung, findet eine Beratung und Aufklärung der BewohnerInnen statt. Darüber hinaus wird aber versucht, durch die Workshops, Multiplikatoren auszubilden, welche das erlernte Wissen an andere Menschen weiter geben. Hierbei wird versucht einflussreiche und beliebte BewohnerInnen, sowie wichtige Instanzen des Dorfes, wie z.B. den Imam (religiöser Gelehrter), dafür zu gewinnen, da sich durch sie viel leichter Aufklärungsarbeit leisten lässt.

Im Bereich der Nursery School and Day Care Center werden die meisten Entscheidungen in Teamarbeit, zwischen dem Leiter des Projekt Management Sidiya Tabally und dem Headmaster (Schulleiter) der Schule Tombong Jatta getroffen. Die Schule verfolgt einen integrativen Ansatz.

 

 

3.0 Arbeitsfeld des Praktikumanleiters                                  

 

Mein Praktikumanleiter Sidiya Tabally ist der Vorsitzende des Projekt Management von „Our Farm Society“. Er ist zuständig für die Planung, Implementierung, Ausführung und Koordination der verschiedenen Projekte. Zu seinen Aufgaben gehört es, die Workshops zu planen, zu terminieren, ReferentInnen zu besorgen, sowie die BewohnerInnen darüber zu informieren und zu animieren an den Veranstaltungen teil zu nehmen.

Deshalb wohnt er auch direkt in Bajana, im Haus der Society und hat dort sein Büro. Es gehört zu dem wichtigsten Teil seiner Arbeit vor Ort zu sein und jederzeit ansprechbar für die BewohnerInnen von Bajana. Erst durch das Schaffen einer vertrauensvollen Atmosphäre und einer Zuverlässigkeit in der Arbeit, kann diese von Erfolg gekrönt sein, da eine sehr große Skepsis der BewohnerInnen bezüglich vermeintlicher Hilfsprogramme von Außerhalb herrscht.

Außerdem gehört zu seinem Aufgabenbereich das Beantragen von Finanzmitteln aus verschiedenen Fonds, wie z.B. 1995 bei Bau der Schule, das Aufstellen von Finanzplänen für die Programme und das Nachweisen, was mit den Geldern geschehen ist.

Darüber hinaus schreibt er Rechenschaftsberichte für die Jahreshaupt- versammlung und fertigt einen Jahresbericht für die Sponsorengruppen an, um über die Aktivitäten und die Verwendung der Gelder Auskunft zu geben.

Im Bereich der Farmarbeit obliegt es seiner Arbeit, die Materialien und das Saatgut zu besorgen, den Terminplan für das Bestellen der Felder zu machen und die Durchführung zu organisieren, sprich die Mitglieder der Society und die BewohnerInnen von Bajana für die Farmarbeit zu mobilisieren. Er ist außerdem an der Durchführung der Farmarbeit beteiligt.

Manchmal hilft er auch an der Bajana Nursery School and Day Care Center als Lehrkraft aus und ist einer von mehreren ReferentInnen bei den Workshops zum Thema Aidsprävention.     

 

 

4. Eigene Tätigkeit

 

Während meines Praktikums war ich in fast alle Programme und Aktivitäten von „Our Farm Society“ in Bajana involviert.

Durch meinen Praktikumanleiter Sidiya Tabally genoss ich zuerst einen Einblick in alle Aktivitäten der letzten Jahre. Er erklärte mir die einzelnen Programme und deren Zweck. Darüber hinaus führte er mich in den Arbeitsbereich seiner Bürotätigkeit ein. Er zeigte mir das Beantragens von Geldern, das Schreiben von Berichten und das Planen von Workshops. In einem konkreten Fall versuchte ich mich in die Planungen für einen Workshop zur Aidsprävention einzubringen.   

Ein Wochenende beteiligte ich mich auch an einem Jugendkongress zum Thema Dorfentwicklung, der gemeinsam von der Society und des Jugendkomitees von Bajana durchgeführt wurde. Meine Aufgabe bestand darin bei der Organisation und der praktischen Umsetzung zu helfen. Was allerdings mehr auf den Aufbau, das Aufräumen und ähnlicher Dinge bezogen war. Ansonsten beobachtete ich den Ablauf des Workshops hauptsächlich, da die Durchführung des Workshops in den Sprachen Jola und Mandinka geschah. Eine genauere Erklärung, zu Sprachproblemen, habe ich unter Punkt 5, Reflexion des Praktikums verfasst.

Einen Tag beteiligte ich mich an einem Batikworkshop der Frauengruppe „Nampora“ und batikte gemeinsam mit ihnen Bettwäsche und Kleidungsstücke für ihre Familien. Außerdem genoss ich einen Einblick in den Jola-Sprachkurs für Frauen, den die Society seit einigen Jahren anbietet. Dadurch, das ein Grossteil der Frauen über 25 keine Schulbildung genossen hat, gehören sie zur Gruppe der AnalphabetInnen und werden durch die Sprachkurse gezielt gefördert.

Zwei Tage versuchte ich mich sogar als Handwerker und half zwei Leuten von „Our Farm Society“ beim Renovieren des Hauses der Society in Bajana. Ich schaffte Wasser vom Brunnen heran und half beim Anrühren von Zement. Danach assistierte ich beim betonieren der Zimmerböden. Bei einer kleinen NGO ohne viel Geld, ist dies halt auch ein Job, welcher vom Personal übernommen wird. 

Mein Hauptarbeitsfeld war aber die Bajana Nursery School and Day Care Center. Schulbeginn ist dort um 9 Uhr und nach der allmorgendlichen Versammlung geht es um 10 Uhr, für zwei Stunden, in die Klassen. Im Anschluss gibt es Essen und den Rest des Tages, bis die Schule um 17 Uhr schließt, werden die Kinder beaufsichtigt und betreut.   

Die ersten drei Wochen assistierte ich der Lehrerin Kaddy Sanyang in der Klasse der 5 bis 7 jährigen. Sie brachte mir die Namen der SchülerInnen bei, stellte mich der Klasse vor, zeigte mir die Unterrichtsmethoden und erklärte mir den Wissensstand der SchülerInnen und auf welches Ziel wir hinausarbeiten. Nach den drei Wochen wurden die Klassen neu eingeteilt, damit die Ältesten das Schreiben lernen und nicht von den jüngeren in der Klasse aufgehalten werden. Ich bekam die älteste Klasse und unterrichtete sie von dort an alleine. Das Hauptaugenmerk legte ich in der Zeit darauf, den Kindern das Schreiben der englischen Buchstaben und einfacher, lebensnaher Wörter, wie pen, pencil, monkey, dog, etc. beizubringen. Aber wir wiederholten auch immer wieder die Aussprache der englischen Buchstaben und Zahlen, sowie das Buchstabieren einfacher Wörter. Zwischendurch sangen wir Lieder, machten Auflockerungsübungen und ein wenig Sport.

Als Ansprechpartner und Unterstützer stand mir aber der Schulleiter Tombong Jatta zur Verfügung. Die Hilfe musste ich zwischendurch auch in Anspruch nehmen, wenn sich die Sprachbarriere beim Schlichten von Streitereien als zu groß herausstellte.

Nachdem die Klassen geschlossen wurden, bestand die Hauptarbeit darin die Kinder zu beaufsichtigen und mit ihnen den Tag zu gestallten. Wir spielten Tennis und Fußball, brachten uns gegenseitig Jola, Mandinka bzw. Englisch bei, lernten die Natur kennen, malten Bilder und bastelten mit Naturmaterialien. Einen Tag half ich dem Schulleiter bei der Durchführung eines Fußballturniers gegen die Nursery School aus dem Nachbarort Bullok..

Ein weiterer Job den ich, genau wie die anderen Lehrer auch, mitmachte, war die SchülerInnen bei leichten Verletzungen zu verarzten und auf ihre Gesundheitszustand zu achten. Was bedeutet, z.B. gelegentlich die Haare auf Nisten, etc. zu untersuchen und gegebenenfalls die Eltern zu benachrichtigen. Besonders wichtig ist es, in der Regenzeit, auf Fieber und ähnliche Symptome zu achten, da in der Zeit das Malariarisiko enorm steigt und die Schule jedes Jahr ein bis zwei SchülerInnen durch Malaria verliert.

 

 

5. Reflexion

 

Das Praktikum bei „Our Farm Society“ hat mich beruflich, wie privat, enorm weitergebracht. Es wurde mir ermöglicht acht Wochen ein total anderes Leben als zu Hause zu führen. In ganz einfachen Verhältnissen, ohne Elektrizität und fließend Wasser, in einem kleinen Dorf in Gambia. Dies hat meinen Erfahrungsschatz enorm bereichert und mir die Möglichkeiten des menschlichen Lebens aufgezeigt.

Wichtige berufliche Erfahrungen waren für mich, zu sehen wie die Soziale Arbeit in Gambia funktioniert, wie es möglich ist mit geringen finanziellen Mitteln zu arbeiten (wenn dadurch auch etliche Probleme auftreten) und wie viel Erfolg möglich ist, bei persönlichem Engagement. Womit ich jetzt natürlich nicht sagen will, dass ich demnächst gerne auch ohne Gehalt arbeite und mich selbst dann noch total für den Job aufreibe. Vielmehr geht es mir darum aufzuzeigen, wie viel erreicht werden kann, schon alleine durch das Engagement weniger. Meine unter 1. aufgezählten Ziele für das Praktikum haben sich alle zu meiner Zufriedenheit erfüllt.

Mit meinem Praktikumanleiter Sidiya Tabally hatte ich persönlich, wie beruflich ein sehr gutes Verhältnis. Obwohl diese beiden Bereiche nur schwer von einander getrennt werden können, da ich nicht nur mit ihm zusammen gearbeitet haben, sondern wir auch zusammen gewohnt haben. Dadurch hat sich eher ein freundschaftliches, denn ein kollegiales Verhältnis ergeben. Dieses hat uns allerdings nicht von den wesentlichen Dingen des Praktikums abgelenkt. Ich erfuhr durch ihn einen sehr guten Einblick in seine berufliche Tätigkeit, die Tätigkeiten der Society und der Sozialen Arbeit in Gambia allgemein. Manche Erklärungen und Erläuterungen kamen zwar nicht von alleine, aber auf Nachfrage dann sehr detailliert und ausführlich.

Die sprachliche Verständigung mit Sidiya und den anderen Mitgliedern von „Our Farm Society“ war auch kein Problem, da sie alle sehr gut Englisch sprachen. Ein paar Probleme gab es damit manchmal mit den Kindern in der Schule und bei dem Kongress zur Dorfentwicklung.

Zur Erklärung: In Gambia ist die Amtssprache zwar Englisch und es können auch eine Vielzahl von Menschen Englisch sprechen, aber es ist nicht ihre Muttersprache. In Gambia gibt es fünf ethnische Gruppen, die alle eine andere Sprache sprechen und mit dieser auch aufwachsen. Erste Kenntnisse in Englisch werden in der Vorschule vermittelt und ab der Grundschule wird fast nur in Englisch unterrichtet. Im alltäglichen Sprachgebrauch wird aber fast immer die Muttersprache gesprochen. Außerdem gibt es auch noch eine Vielzahl von Menschen, die keine Schulbildung genossen haben und deshalb auch keine Kenntnisse in Englisch haben. Der Anteil dieser Personen ist unter den Frauen über 20 noch sehr hoch. Aus diesen Gründen wurde deshalb auf dem Kongress zur Dorfentwicklung Jola und Mandinka gesprochen und nicht Englisch. Wenn Englisch gesprochen wäre, wären mehr Personen als nur ich ausgeschlossen worden.

In der Schule versuchten die Kinder und ich einen Weg zu finden uns zu verständigen. Ich lernte ein wenig Jola und Mandinka und sie waren ja eh gerade dabei Englisch zu lernen. Ansonsten versuchten wir uns durch Gesten zu verständigen. Manchmal gab es natürlich trotzdem Probleme, z.B. wenn sich die Kinder gestritten haben. Dann habe ich nicht verstanden worum es ging und konnte den Streit deshalb auch nicht zur Befriedigung aller schlichten, sonder die „Zankäpfel“ nur voneinander trennen.

Ein weiteres Problemfeld war die Tatsache, dass die Kinder teilweise durch Schläge bestraft werden. Da ich dies nicht getan habe, hatte ich teilweise das Gefühl, dass Gerechtigkeitsgefühl der Kinder nicht zu befriedigen. Da es für sie normal ist, für gewisse Dinge so bestraft zu werden, konnten sie es teilweise scheinbar nicht nachvollziehen, warum ich dies nicht tat. Dadurch, dass es mir auch nicht ausreichend möglich war sie durch Sprache zu ermahnen, erlaubten sie sich so einiges mehr als bei den anderen LehrerInnen, was den Unterricht ein manches Mal störte. Ich habe außerdem ein ideologisches Problem damit zu Schlagen. Dabei beruhigte mich aber, das Sidiya mir erklärte, dass er selber und auch „Our Farm Society“ das Schlagen von Kindern ablehnen und dies auch immer wieder mit den LehrerInnen thematisieren und versuchen es ihnen abzugewöhnen. Diesbezüglich findet in Gambia gerade langsam, aber sicher, ein Umdenken statt.  

Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit meiner Entscheidung, dass Praktikum im Hauptstudium, bei „Our Farm Society“ gemacht zu haben.


 

[1] Quellen: Our Farm Society Report 1991 – 1999 und Review of Our Farm Society, 2005