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Osnabrück, 25. November 2002 Entscheidung
über Autonomes Zentrum am 28. November! Es
sieht so aus, als würde tatsächlich noch vor Weihnachten die
Entscheidung fallen: Der
Jugendhilfeausschuß will nun endlich auf seiner nächsten Sitzung am 28.
November darüber abstimmen, ob es in Osnabrück ein Zentrum in
Selbstverwaltung geben wird oder nicht. Eigentlich
sollte diese Entscheidung ja schon bei der letzten Sitzung am 7. November
gefallen sein, aber es kam dann doch noch einmal zu einem Aufschub, wie
schon so oft zuvor. Für
den 28. November ist für 17 Uhr eine Demonstration angemeldet, die am
Ledenhof beginnt und zur Sitzung im Rathaus führt, die voraussichtlich ab
18.30 Uhr losgehen wird. Nachdem
bei verschiedenen Aktionen und Veranstaltungen in den letzten Jahren auf
den Bedarf nach einem Autonomen Zentrum (AZ) aufmerksam gemacht wurde
(Infostände, Straßenfest, Hausbesetzungen, Unterschriftensammlungen),
stand im April diesen Jahres die Entscheidung über ein AZ das erste Mal
auf der Tagesordnung des Jugendhilfeausschusses, mit dem Ergebnis, daß
die Mehrheitsfraktion aus CDU und FDP es ablehnte, überhaupt darüber zu
verhandeln. Es folgte die Besetzung des Ratssitzungssaals und dann, am 1.
Mai die Besetzung der Kokschen Str. 73. Die
Besetzung der Kokschen Str. brachte Gespräche mit dem Jugendamt in Gang,
die über den ganzen Sommer bis heute anhielten. Und:
mit der Besetzung ging dann ab dem 1. Mai der zunächst provisorische
Zentrumsbetrieb los. Die Koksche 73 wurde Treffpunkt, es fanden Konzerte,
Lesungen, Vorträge und politische Diskussionen statt und eine
regelmäßige Volxküche wurde eingerichtet. Die
Gespräche mit dem Jugendamt wurden konkreter und es wurde zugesichert,
daß es eine Übergangslösung für einen AZ-Betrieb geben wird, bis die
endgültige Entscheidung fallen würde. Trotzdem wurde das Haus an der
Kokschen Str. durch einen gewaltsamen Polizeieinsatz geräumt, mit dem
offensichtlichen Ziel, die AZ-Bewegung zu kriminalisieren. Das
Autonome Zentrum zog als Wagenburg zum Ziegenbrink und nach einem
Nazi-Überfall zum Fürstenauer Weg. Dort befindet sich bis heute der
AZ-Wagenplatz mit mittlerweile 11 Bauwägen und
einem Zirkuszelt. Und dort ging auch über den ganzen Sommer der
Zentrumsbetrieb weiter. Außerdem
gingen auch die Verhandlungen mit dem Jugendamt weiter, bis dann endlich
nach mehrmaliger Verzögerung am 7. November auf der Sitzung des
Jugendhilfeausschusses der Punkt „Einrichtung eines Autonomen Zentrums“
auf der Tagesordnung stand und dann doch noch ein weiteres Mal verschoben
wurde. Wir
können wahrlich nicht behaupten, daß das, über das da entschieden
werden sollte, unseren Vorstellungen von einem Autonomen Zentrum
entspricht. Der Fürstenauer Weg liegt ziemlich weit am Stadtrand und das
Gebäude, das vorgeschlagen wird, besteht aus Containern und hat eine
Fläche von nur ca. 100 qm. Dafür soll die Wagenburg weiter bestehen
bleiben. Weshalb wir uns trotzdem mit dieser Minimalstlösung zufrieden
geben würden ist die Option, daß das Ganze auf Dauer ausbaufähig ist
und daß wir endlich mit ein wenig mehr Ruhe unsere Arbeit fortführen
wollen. Außerdem haben wir ja noch das Zirkuszelt. Der
Vorschlag, der am 7. November zur Entscheidung stand und der jetzt noch
mal am 28. November zur Entscheidung stehen wird, ist also so billig, daß
die Kosten für das Projekt kaum ein Grund für eine Ablehnung sein
können, dennoch gehen wir davon aus, daß es die Mehrheitsfraktionen
ablehnen werden. Der Vorsitzende des Ausschusses Schwack (CDU) äußerte
sich entsprechend, daß mit seiner Fraktion ein autonomes Zentrum nicht zu
machen sei. Für
uns ist damit der Kampf um das AZ nicht vorbei. Schon jetzt haben die, die
da meinen das Sagen in dieser Stadt zu haben Angst vor unseren Ideen, vor
unserer Kreativität und vor unserem Willen, unser Leben selbst zu
bestimmen. Die Bewegung für ein autonomes Zentrum wird immer größer und
wir sind aus dieser Stadt nicht mehr wegzudiskutieren. Bei der letzten JHA-Sitzung standen zwei Tagesordnungspunkte für die Einrichtung des Autonomen Zentrums auf dem Programm. Als erstes sollte über die Anerkennung des gemeinnützigen Vereins Avanti! als „Träger der Jugendhilfe“ abgestimmt werden. Dieser Tagesordnungspunkt wurde auf betreiben der CDU vertagt, weil diese noch Klärungsbedarf sah, was die Prüfung des Rechtsamtes anging. Dieses ist nach Auskunft von Jugendamt, SPD- und Grünen-Fraktion ein Vorgang, der so noch nie vorgekommen ist. Die CDU-Fraktion hat ein Rechtsanwaltsbüro zu dieser Prüfung eingeschaltet, welches auch den ganzen Vorgang – unsere Verhandlungen mit dem Jugendamt – prüfen soll. Der Verein Avanti! hat jetzt auf Bitte des Jugendamtes einen Tätigkeitsbericht des letzten Jahres für die nächste Sitzung eingereicht, der deutlich macht, daß der Verein bereits im Bereich der Jugendpolitik tätig ist. Da für die Stadtratsfraktionen der Trägerverein Voraussetzung für das Betreiben des Zentrums ist, beantragte die SPD-Fraktion auch das Verschieben des TOPs „Einrichtung eines Autonomen Zentrums“. Beide TOPs sollen nun auf der Sitzung am 28. November abgestimmt werden. Bei
der letzten Sitzung wurde das Rathaus durch einen sehr gewalttätigen
Polizeieinsatz geräumt, nachdem schon alle BesucherInnen den
Ratssitzungssaal verlassen hatten. Auch unabhängige Beobachter, z.B.
Mitarbeiter des Jugendamtes, bezeichneten diesen Polizeieinsatz als sehr
brutal. Zumindest eine Person aus der Zentrumsbewegung hat nun eine
Anzeige wegen Hausfriedensbruchs bekommen, weil der Oberbürgermeister
über das Rechtsamt Strafantrag gestellt hat. Unklar
ist bislang, was aus dem Platz am Fürstenauer Weg wird, wenn das AZ
abgelehnt wird. Auch dieser weitergehende Punkt wird bei der nächsten
Sitzung Thema sein. Der Platz ist nicht nur Übergang für den
Zentrumsbetrieb, es wohnen in einigen der Bauwagen auch junge Leute, die
sonst keine Wohnung haben. Hier muß eine Lösung gefunden werden. Wir
sind darüber zur Zeit mit dem Jugendamt im Gespräch.
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