Am
6. Juli diesen Jahres soll im Hyde Park die Band „Böhse Onkelz“ auftreten.
Um
diese Rockgruppe gibt es immer wieder Spekulationen und Diskussionen, ob sie in
die Reihe der Rechtsrockbands gehören oder nicht. Bekannt ist, daß sich die
Band mittlerweile in Interviews vorgeblich von ihrer Nazivergangenheit
distanziert und daß die Texte keine explizit faschistischen Inhalte mehr
enthalten. Das allein ist jedoch lange kein Beleg für eine korrekte politische
Gesinnung der Bandmitglieder und erst recht kein Beleg dafür, daß die
BesucherInnnen der Konzerte ausschließlich unpolitische und eher links gesinnte
Menschen sind. Im Gegenteil, das Potential rechtsextremer Fans ist nach wie
vor hoch. Und davon distanzieren sich die Böhsen Onkelz nicht. Andere
Bands, die von Nazis vereinnahmt werden sollten, haben sich in klarer Weise
distanziert, indem sie nicht mehr spielten, wenn Rechtsextreme anwesend waren.
Das berühmteste Beispiel dafür ist die Gruppe Madness.
Auch
nach der sog. „Rehabilitationskampagne“ Anfang der 90er Jahre kam es bei
Auftritten der Böhsen Onkelz auf mehreren Konzerten zu rechtsextremen Übergriffen
und in einer Antwort des Bundestages im Februar 2000 werden Konzerte der Böhsen
Onkelz als die größten rechtsextremistischen Musikveranstaltungen genannt.
Am
Verkauf der CDs aus der anfänglichen klaren Nazizeit der Onkelz lässt sich
eindeutig bestimmen, daß es mit der Distanzierung vom Rechtsextremismus nicht
weit her ist:
Ein
Tonträger der Onkelz wurde wegen strafrechtsrelevanter Inhalte beschlagnahmt
und weitere 8 CDs stehen auf dem Index. Nach wie vor hält die Band am Verkauf
der alten CDs fest und verdient auch ordentlich an diesem Verkauf von Songs mit
faschistischen und menschenverachtenden Inhalten.
Bezeichnend
für die Einstellung der Band ist ein Liedtext, der nach der vorgeblichen
Distanzierung erschienen ist und in dem es heißt: „Mit scheinheiligen Liedern
erobern wir die Welt ... Keinen Tag haben wir bereut, Hut ab, es hat uns sehr
gefreut ...“
Interessant ist auch die Einschätzung
des Vorsitzenden Richters am Berliner Landgericht, Michael Mauck vom 15. Mai
2001, der eine einstweilige Verfügung gegen die tageszeitung (taz) aufhob, nach
der die Böhsen Onkelz nicht als „berüchtigte rechtsradikale Band“
bezeichnet werden durfte. Er folgte damit der Klageerwiderung der taz: „die Böhsen
Onkelz geben zwar vordergründig vor, mit ihrer rechten Vergangenheit nichts
mehr zu tun zu haben, versichern ihren rechtsradikalen Anhängern allerdings bei
jeder Gelegenheit augenzwinkernd, daß sie trotz des Drucks der Öffentlichkeit
im Kern ungebrochen und ganz die Alten geblieben sind.“
Es
ist unverständlich für uns, daß eine solche Band nun im Hyde Park auftreten
soll. Rechtsextreme Mobilisierung darf nicht auf die leichte Schulter genommen
werden. Der bundesweite Trend zeigt, daß Rechtsextreme nach wie vor einen
Zulauf erfahren.
Selbst eine soeben erschienene Studie des Nordrheinwestfälischen
Verfassungsschutzes kommt zu dem Schluß, daß Nazikonzerte junge Menschen zum
Rechtextremismus hinziehen.
Das
ist auch im Raum Osnabrück nicht anders. Neben der NPD besteht hier eine
„Freie Kameradschaft“, die zur Zeit dabei ist, über Rechtsrockkonzerte neue
Anhänger zu gewinnen. Diese Nazis werden sich darüber freuen, daß nun der
Hyde Park ihnen eine Vorlage gibt, um erneut für sich Propaganda machen zu können.
Niemand der Hyde Park Besetzung wird es verhindern können, daß an
diesem Abend Nazis an dem Konzert teilnehmen werden.
Unverständlich
ist auch, daß gerade der Hyde Park Veranstaltungsort sein soll, gilt er doch
von seiner Geschichte her eher als Lokal des linken Publikums. Gerade vom Hyde
Park hätten wir eher eine Absage des Konzertes erwartet.
In unmittelbarer Nähe des Hyde
Park, am Fürstenauer Weg 70, befindet sich zur Zeit ein wirklich linkes und
alternatives Projekt: Die AZ-Wagenburg. Diese soll dort so lange bestehen
bleiben, bis es zur Einrichtung eines Autonomen Zentrums in Osnabrück kommt.
Das Autonome Zentrum ist selbstverständlich von seinen Grundansätzen her
antifaschistisch. Das ist nicht nur eine Verlautbarung, Mitglieder der AZ-Gruppe
arbeiten aktiv gegen aufkommenden Rechtsextremismus hier und anderswo an. Und
auch die Organisation basiert auf antiautoritäre Grundsätze und
Konsensfindung.
Durch
das Konzert der Böhsen Onkelz ist dieses Projekt massiv bedroht, weil es natürlich
für die Nazis ein Angriffsziel ist. Schon am vorherigen Standort, dem
Ziegenbrink, kam es zum Angriff rechtsextremer Hooligans, als diese in
unmittelbarer Nähe eine Geburtstagsfeier abhielten. Und diese Geburtstagsfeier,
auf der bezeichnender Weise etliche Songs der Böhsen Onkelz gespielt wurden,
war vergleichsweise klein gegenüber mindestens 2000 erwarteten „Onkelz-Fans“.
Daß
unter diesen Fans auch etliche Rechtsextremisten sein werden, wird allein daraus
ersichtlich, daß schon jetzt auf mehreren rechtsextremen Internetseiten für
das Konzert geworben wird.
Damit am 6. Juli eine Eskalation
vermieden wird, kann es nur eines geben:
Wir
fordern alle auf:
ê
Wendet
euch an die Hyde Park BetreiberInnen, das Konzert abzusagen
ê
Besucht
am 6. Juli die AZ-Wagenburg, um uns zu unterstützen, wir werden an diesem Tag
ein kleines Programm mit Essen und antialkoholischen Getränken machen, damit es
nicht langweilig wird.
AZ-Wagenburg,
Fürstenauer Weg 70